Kölnische Rundschau (Nr.290) vom 14. Dezember 2006
„Hochkultur mit rauchigem Finish“
Schauspielergruppe "Gangart" bot Literaturlesung mit Einführung in den Whisky-Genuss
RADERBERG. "Wir lesen, und Sie trinken!" Ein Angebot, das man an diesem Theater- und Leseabend im KunstSalon an der Brühler Straße nicht ablehnen konnte. Die Zuschauer lauschen den Worten des Krimi-Autors Raymond Chandlers, wie er seinen Detektiv Philip Marlowe in verruchten Bars mysteriöse Morde aufklären lässt. Natürlich hat er dabei ein Glas Bourbon in der Hand, die amerikanische Version des Whiskys. Die Zuhörer der Lesung tun es ihm gleich und trinken einen kurzen "Zipp" vom gerade gereichten ersten Gang des Abends, einem Kentucky Straight Bourbon. Es fällt tatsächlich mit jedem Schluck leichter, sich in eine schummrige Bar hinein zu versetzen. Nebenbei wird auch die Laune des Publikums besser und besser. "Der Whisky erzeugt bei den meisten Menschen ganz bestimmte Bilder oder Stimmungen. Wir wollen mit unserer szenischen Lesung diese Vorstellungen und Fantasien hör- und sichtbar machen", beschrieb Frank Jäger den hochprozentigen Kultur-Genuss.

Neben Chandler spielte und las die vierköpfige Kölner Schauspielergruppe "GANGART" Szenen aus Werken wie Eugen Egners "Aus dem Tagebuch eines Trinkers", J.D. Salingers "Der Fänger im Roggen" oder Frank McCourts "Die Asche meiner Mutter". Natürlich fanden alle Protagonisten der unterhaltsamen und melancholischen Geschichten irgendwann immer die Zeit für ein Gläschen Whisky. Der wird zuweilen auch "Whiskey" buchstabiert, je nachdem, ob man ihn in Schottland, den USA, Kanada oder Irland genießt.

In die Geheimnisse des korrekten Whisky-Genusses führte an diesem Abend Maggie Miller vom "Scotch Single Malt Circle" ein, einem privaten Verein für Liebhaber des Getränks. Da kann sich ein wahres Geschmacks-Universum auftun. Denn Whisky ist selbstverständlich nicht gleich Whisky! Schon beim "Nosing", dem Riechen vor dem Trinken, wird einem klar, was man bisher versäumt hat: Whiskys, die rauchig oder salzig riechen, kannte man vielleicht - aber Sherry-Gerüche, Karamell-oder Schokolade-Aromen? Damit hatten wohl die wenigsten der Besucher gerechnet. […].

Allerdings lohnt es sich nicht, in den jahrhundertealten Streit einzusteigen, welches der beiden Völker denn nun den Whisky erfunden hat. Da gibt es nämlich keine Lösung, bis heute. Zum Abschluss jedoch war der Abend eher schottisch geprägt, als alle Anwesenden - mittlerweile gut angeheitert - noch die Hymne "Auld lang Syne" des schottischen Volksdichters Robert Burns intonierten. Ein gutes Finish nach dem Abgang also!